Veranstaltungsort
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Der ursprünglich namensgebende (♁⊙Woodstock), der zwischenzeitlich geplante (♁⊙Wallkill) und der tatsächliche Veranstaltungsort (♁⊙Bethel)

Max Yasgurs Farm in Bethel im US-Bundesstaat New York
Erst am 15. Juli wurde mit Unterstützung von Elliot Teichberg die 70 Kilometer südwestlich von Woodstock in den Catskill Mountains gelegene Gemeinde White Lake nahe der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York als Veranstaltungsort gefunden. Teichberg verfügte als Einziger in der Gemeinde über eine Lizenz zur Ausrichtung musikalischer Veranstaltungen, die er sich als Vorsitzender der örtlichen Handelskammer selbst ausgestellt hatte. Er vermietete Lang und Kornfeld das El Monaco Motel seiner Eltern, das zum Produktions- und Veranstaltungsbüro umfunktioniert wurde. Während des Festivals diente das Motel zudem als „Notaufnahme für schlechte LSD-Trips“. Regisseur Ang Lee verfilmte später die Geschichte um Teichbergs Beteiligung unter dem Titel Taking Woodstock.

Laut Teichberg war er den Veranstaltern zudem bei der Vermittlung eines weitläufigen etwa 240 Hektar großen Areals behilflich, auf dem das Festival mit den zu erwartenden Menschenmassen ausgerichtet werden konnte. Teichberg stellte Michael Lang und dem Chefkoordinator Stanley Goldstein den Milchbauern Max Yasgur vor, der über entsprechende Grundstücke verfügte. Lang und Goldstein waren begeistert von den leicht ansteigenden Feldern, die wie ein Amphitheater in die Landschaft eingebettet waren und damit perfekt für eine Konzertveranstaltung waren. Yasgur erhielt 50.000 US-$ (2017 ca. 330.000 US-$) für die von ihm zur Verfügung gestellten Felder. Für eventuelle Schadensersatzforderungen ließ sich Yasgur von den Veranstaltern mit zusätzlichen 75.000 US-$ Kaution absichern.[11] Yasgur wurde später mit Schadensersatzklagen in Höhe von 35.000 US-$ konfrontiert.[12] Den lokalen Gastronomen und dem Präsidenten des Betheler Wirtschaftsverbandes war die Veranstaltung sehr willkommen. 800 Bürger der Kleinstadt hingegen unterschrieben eine Petition gegen die Ausrichtung des Festivals und den zu erwartenden Massenansturm. Sie konnten nur mit Schecks in ungenannter Höhe von Joel Rosenman beruhigt werden. Eine weitere Verbannung vom Festivalort mittels eines erneuten Bürgeraufstandes hätte das sichere Ende für die Veranstaltung bedeutet.[13]

Innerhalb von drei verbleibenden Wochen musste der als technischer Direktor engagierte Ingenieur Chris Langhart mit Hilfe von 400 Handwerkern eine festivaltaugliche Infrastruktur inklusive neuer Straßen, Stromleitungen, Telefonleitungen, Brunnen, Wasserleitungen und die Festivalbühne mit Licht- und Lautsprechertürmen errichten.[14] Musiker mussten für den neuen Veranstaltungsort gewonnen werden, was teilweise kostspielige Vertragsnachverhandlungen nach sich zog. Zudem musste ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept erarbeitet werden. Den Eintrittskarteninhabern und potenziellen Festivalbesuchern musste mitgeteilt werden, dass sich der Veranstaltungsort von Wallkill nach White Lake/Bethel verschoben hatte, da das Festival in Promotionanzeigen bereits lange Zeit mit dem Veranstaltungsort Wallkill beworben wurde. Zusätzlich ließ Artie Kornfeld in 250 Untergrundzeitungen Werbeanzeigen für das nun in White Lake/Bethel veranstaltete Festival for Peace and Music schalten.

Ticketvorverkauf und der Weg zum Free Concert

3-Tage-Ticket (Tageskasse vor Ort)

Woodstock-Kids auf einer Zufahrtsstraße zum Festival

Woodstock-Besucher nach einem Regenguss am 15. August 1969
Die Kosten für das 3-Tage-Ticket beliefen sich im Vorverkauf auf 18 US-$ (2017 ca. 118 US-$). Für ein Tagesticket mussten 7 US-$ (2017 ca. 39 US-$) bezahlt werden. Im Vorverkauf konnten bereits 186.000 Tickets abgesetzt werden, die Erlöse in Höhe von 1,8 Millionen US-$ (2017 ca. 11.800.000 US-$) erzielten. Vor Ort sollten 8 US-$/Tagesticket bzw. 24 US-$/3-Tage-Ticket von den Veranstaltern verlangt werden.[15][10][16][17] Bereits zwei Wochen vor Festivalbeginn kamen die ersten Besucher auf das Gelände, wo sie sich in Zelten und Wohnwagen häuslich niederließen. Das war zu einem Zeitpunkt, als noch kein Zaun bzw. Zugangskontrollen errichtet waren. Der Besucherzustrom riss nicht mehr ab und wurde von Tag zu Tag stärker. Zwei Tage vor Festivalstart waren bereits 100.000 Menschen vor Ort und kampierten neben der Zufahrtsstraße 17B, die wegen der fehlenden Polizeikräfte bis zur 15 Kilometer entfernten Abfahrt vom Highway 17 in Monticello zugestaut war. Kurze Zeit später waren alle fünf Zufahrtsstraßen blockiert und der Verkehr staute sich auf bis zu 27 Kilometer.[18]

Da mit dem Aufstellen der Kassenhäuschen bis zuletzt gewartet worden war und Umzäunungen niedergetrampelt wurden, betrat am Samstagmorgen der auch als Ansager fungierende Oberbeleuchter Chip Monck die Hauptbühne und verkündete unter tosendem Beifall: „Von jetzt an ist das Konzert eintrittsfrei!“.[19] Veranstalter Michael Lang antwortete auf die Frage, warum man sich dazu entschied, dass aus Woodstock ein Gratiskonzert wurde: „Es war keine Entscheidung. Wir haben die Fakten anerkannt. Es heißt immer, wir hätten die Tore zum Festivalgelände geöffnet. Aber da waren keine Tore. Am Freitagmorgen saßen 150.000 Leute auf dem Gelände, die Tickethäuschen waren noch gar nicht aufgestellt.“[20] Angesichts der verwaisten Tickethäuschen drohte der mächtige Musik- und Bandmanager Bill Graham den Veranstaltern, seine Band Grateful Dead nicht auftreten zu lassen, wenn nicht umgehend die Gagen im Voraus ausgezahlt würden. Dieser Forderung schloss sich The Who an. Sie fürchteten, dass die Veranstalter ihren Gagenverpflichtungen nicht nachkommen konnten. Um zu vermeiden, dass die Künstler nicht auftraten, musste der lokale Bankdirektor aus dem Wochenende geholt werden, um mit dem Hubschrauber beglaubigte Barschecks heranzuschaffen. Die Gesamtausgaben der Gagen aller 32 Acts wurden mit 155.000 US-$ (2017 ca. 1.000.000 US-$) beziffert.[2][21]

Finanzen und Bilanzen
Die Organisation und Durchführung des Woodstock-Festivals verschlang letztlich 2,7 Millionen US-$ (2017 ca. 17.700.000 US-$), von dem der große Hauptteil durch Rosenman und Roberts finanziert wurde. Rosenman und Roberts finanzierten und organisierten auch die größtenteils kostenlose Versorgung der knapp 400.000 Besucher. Zusätzlich mussten weitere Verpflegung und medizinische Betreuung für die Besucher sowie die Musiker selbst wegen der verstopften Zugangswege mit Hubschraubern eingeflogen werden. Das Festival wurde zunächst zu einem finanziellen Misserfolg. Nach Aussage der Veranstalter hatte man am Ende des Festivals ein Minus von 1,3 Millionen US-$ zu verkraften. Die Bank erwog die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Unternehmen Woodstock Ventures, wodurch viele Musiker um ihre Gagen und Lieferanten um den Großteil ihrer Forderungen gebracht worden wären. Um dies von ihrem Sohn abzuwenden, sprangen die vermögenden Eltern von John Roberts mit einem Blitzkredit ein, der von ihm und Rosenman über Jahre hinweg abgezahlt werden musste.

Aufstellung der Veranstaltungskosten[22]
Ausgabeposition Kosten (1969) Kosten (2017)
Produktionskosten (inkl. Löhne für 1000 Arbeiter) 800.000 US-$ 5.237.000 US-$
unvorhergesehene Ausgaben für Hubschrauber, medizinische Versorgung und Verpflegung 600.000 US-$ 3.927.000 US-$
umzugsbedingte Kosten von Wallkill nach Bethel 500.000 US-$ 3.273.000 US-$
Ton und Bühnenbeleuchtung 200.000 US-$ 1.309.000 US-$
Werbung 200.000 US-$ 1.309.000 US-$
Künstlergagen 155.000 US-$ 1.015.000 US-$
Haftpflichtversicherung 65.000 US-$ 425.000 US-$
Pacht für das Festivalgelände an Max Yasgur 50.000 US-$ 327.000 US-$
25 % Rückerstattung für 4062 Inhaber nicht genutzter Eintrittskarten 25.000 US-$ 164.000 US-$
Telefonleitungen für das Gelände in Wallkill 18.000 US-$ 118.000 US-$
Telefonleitungen für das Gelände in Bethel 18.000 US-$ 118.000 US-$
Chartergebühr einer Boeing 727 für die Anreise der Hippie-Kommune Hog Farm 16.000 US-$ 105.000 US-$
Abschlagszahlungen an die radikale Linke (Yippies) 10.000 US-$ 65.000 US-$
Weitere Pachtzahlungen 5.000 US-$ 33.000 US-$
Kurz nach dem Festival wurde auf Druck der kreditgebenden Roberts-Familie das Duo Lang/Kornfeld aus der Woodstock Ventures gedrängt und mit jeweils 31.750 US-$ (2017 ca. 208.000 US-$) abgefunden. Nach Auszahlung ihrer Geschäftsanteile waren Lang/Kornfeld somit nicht mehr an Rechte- und Lizenzeinnahmen beteiligt.[23] Der Tantiemenanteil am später Oscar-prämierten und als eine der erfolgreichsten Dokumentationen aller Zeiten[24] geltende Woodstock-Film betrug für die beiden verbleibenden Gesellschafter Rosenman/Roberts lediglich 10 %. Die verbliebenen 90 % gingen an die Warner Bros., den Produzenten Bob Maurice sowie den Regisseur Michael Wadleigh. Für die Verwertung des Film-Soundtrack standen Rosenman/Roberts lediglich 0,5 % zu, da sich der Geschäftsführer von Atlantic Records, Ahmet Ertegun, im Vorfeld die Rechte für 25.000 US-$ gesichert hatte.[25]

Noch 1974 standen Einnahmen durch Ticketverkäufe und Rechteverwertung in Höhe von 3,3 Millionen US-$ weiterhin Ausgaben in Höhe von 3,4 Millionen US-$ gegenüber. Mithilfe der Lizenzeinnahmen aus dem Film wie auch des Soundtracks und dem Woodstock-Live-Album konnte der Schuldenberg bis 1980 endgültig abgetragen werden.[16][2] Seitdem erwirtschaften Rosenman/Roberts und der anlässlich eines Jubiläumskonzertes mit einer Minderheitenbeteilligung wieder eingestiegene Michael Lang mit Woodstock Ventures über Lizenzvergaben für Merchandising und Bild- und Tonrechte millionenschwere Gewinne aus Woodstock. Allein der weltgrößte Fanartikel-Lizenznehmer Live Nation Merchandise generiert in manchen Jahren zwischen 50 und 100 Millionen US-$ mit Woodstock-Produkten.[26]
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